MIT-Startup Nominal beschleunigt Hardware-Tests deutlich
|

MIT-Startup Nominal beschleunigt Hardware-Tests deutlich

Das Wichtigste in Kürze

  • Das von MIT-Absolventen gegründete Startup Nominal hat eine Softwareplattform entwickelt, die das Testen komplexer Hardwaresysteme beschleunigt.
  • Die Plattform führt Daten aus hunderten oder tausenden Sensoren in Echtzeit zusammen, damit Ingenieure diese einfacher analysieren und visualisieren können.
  • Nominal ermöglicht es, Fehler schneller zu erkennen und Entwicklungsprozesse zu optimieren, indem es die Analyse nach Tests automatisiert.
  • Das Kernkonzept überträgt die agile Methode der kontinuierlichen Entwicklung aus der Softwarebranche auf die Hardware-Fertigung.
  • Die Technologie findet bereits Anwendung in der Luft- und Raumfahrt, Robotik, Energie und im Verteidigungssektor.

Die Herausforderung bei komplexen Hardwaresystemen

Moderne technische Systeme wie Kampfjets, Kernreaktoren oder Raketen sind mit hunderten, manchmal sogar tausenden Sensoren ausgestattet. Diese Sensoren sammeln ununterbrochen Daten, wobei einige jede Sekunde und andere sogar jede Nanosekunde neue Werte liefern. Für die Ingenieurteams, die diese Systeme entwickeln und testen, stellen diese Daten eine wertvolle Ressource dar, sofern sie sinnvoll ausgewertet werden können. Die Schwierigkeit besteht darin, die riesigen Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und zu korrelieren, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen.

Bisher mussten Entwickler oft auf allgemeine Datenwerkzeuge zurückgreifen oder eigene, aufwendige Lösungen programmieren. Dieser Prozess ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch fehleranfällig, weshalb er den gesamten Entwicklungszyklus verlangsamen kann.

Wie Nominal die Datenanalyse vereinfacht

Das Startup Nominal, gegründet von Absolventen des Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat sich dieser Problematik angenommen. Die Gründer entwickelten eine Softwareplattform, die speziell auf die Bedürfnisse von Ingenieuren bei der Entwicklung komplexer Hardware zugeschnitten ist. Das Hauptprodukt, Nominal Core, dient dazu, Test- und Betriebsdaten zu organisieren, zu visualisieren und sicher im Team zu teilen.

Herzstück der Plattform ist eine vereinheitlichte Datenbank, die hunderte Datenquellen in Echtzeit verbinden und organisieren kann. Dadurch können Ingenieure Informationen durchsuchen und grafisch darstellen, um Trends zu erkennen, kritische Ereignisse zu identifizieren und Anomalien zu untersuchen. Ein weiteres Produkt, Nominal Connect, unterstützt Teams dabei, eigene Anwendungen zur Automatisierung und Synchronisierung ihrer Hardwaresysteme zu erstellen.

Von der Softwareentwicklung zur Hardware-Innovation

Ein zentraler Gedanke hinter Nominal ist die Übertragung bewährter Methoden aus der Softwareentwicklung auf die Hardwarewelt. In der Softwarebranche hat das Konzept der kontinuierlichen Integration und Entwicklung, oft als CI/CD abgekürzt, die Arbeitsweise verändert. Anstatt monatelang zu entwickeln und erst am Ende zu testen, werden Softwareprojekte heute in kurzen Zyklen ständig verbessert und ausgeliefert.

Nominal bringt dieses Prinzip des kontinuierlichen Testens nun in die Hardwareentwicklung. Die Plattform schafft eine ständige Feedbackschleife zwischen Test und Entwicklung, damit die Leistung eines Systems iterativ, also schrittweise, verbessert werden kann. Dieser datengesteuerte Ansatz ermöglicht es, schneller auf Probleme zu reagieren und den Entwicklungsprozess erheblich zu beschleunigen. Unternehmen wie SpaceX nutzen eine solche Vorgehensweise bereits erfolgreich, um der Konkurrenz vorauszueilen.

Anwendungsbereiche und Zukunftsaussichten

Die von Nominal entwickelte Plattform ist vielseitig einsetzbar, da die grundlegenden Herausforderungen bei der Datenanalyse in vielen Branchen ähnlich sind. Aktuell nutzen Kunden aus der Luft- und Raumfahrt die Software, um ihre Satelliten im Orbit zu überwachen. Hersteller von Komponenten stellen damit sicher, dass ihre Bauteile wie erwartet funktionieren, bevor sie in größere Systeme integriert werden. Auch Unternehmen im Bereich der Kernfusion setzen Nominal ein, um zu verstehen, wann Teile aufgrund von Hitze ausfallen könnten.

Kürzlich hat das Unternehmen eine Finanzierungsrunde in Höhe von 75 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Mit diesen Mitteln plant Nominal, die Produktentwicklung voranzutreiben, neue Produkte für den Hardware-Test auf den Markt zu bringen und das Team mehr als zu verdoppeln.

Unsere Einschätzung

Die Arbeit von Nominal verdeutlicht einen entscheidenden Wandel in der modernen Produktentwicklung. Die Fähigkeit, riesige Datenmengen effizient zu verwalten und zu analysieren, wird zum zentralen Wettbewerbsvorteil. Obwohl sich die Plattform von Nominal an Großprojekte in der Industrie richtet, ist das zugrundeliegende Prinzip auch für den Bereich des 3D-Drucks und des Prototypenbaus von hoher Relevanz.

Die iterative, datengestützte Verbesserung von Entwürfen ist genau das, was Maker und Entwickler im Kleinen tun, wenn sie ein digitales Modell nach jedem Testdruck anpassen. Nominal skaliert diesen Ansatz für extrem komplexe Systeme und professionalisiert ihn durch die Automatisierung der Datenerfassung und -analyse. Diese Vorgehensweise, bei der Hardware fast so agil wie Software entwickelt wird, dürfte die Art und Weise, wie physische Produkte entstehen, nachhaltig prägen.

Quellen

Ähnliche Beiträge