MIT-Kurs: Praxis für elektrische Raketenturbopumpen
Das Wichtigste in Kürze
- MIT bietet einen neuen Kurs zur Entwicklung und zum Testen von elektrischen Turbopumpen für Raketenantriebe an.
- Studierende durchlaufen den vollständigen Produktentwicklungszyklus – von der Konstruktion bis zur Endmontage.
- Der Fokus liegt auf praktischer Erfahrung mit modernen Fertigungsmethoden, einschließlich Metall-3D-Druck.
- Der Kurs orientiert sich an realen Anforderungen der Luft- und Raumfahrtindustrie.
- Studierende arbeiten in Teams, dokumentieren ihre Arbeit und präsentieren ihre Ergebnisse vor Fachpublikum.
Ein Kurs, der Theorie mit Praxis verbindet
Am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde ein neuer Kurs eingeführt, der Studierenden praktische Erfahrungen in der Luft- und Raumfahrttechnik ermöglicht. In „Advanced Manufacturing for Aerospace Engineers“ (Kursnummer 16.811) entwickelst du gemeinsam mit deinem Team eine elektrische Turbopumpe – ein zentrales Bauteil in Flüssigtreibstoff-Raketenantrieben.
Innerhalb von 13 Wochen durchläufst du den gesamten Entwicklungsprozess: Konzeption, Konstruktion, Fertigung, Test. Dabei lernst du, wie wichtig die enge Verzahnung von Design, Materialwahl, Fertigung und Funktion ist – ein Prinzip, das in der Industrie als „Concurrent Engineering“ bekannt ist.
Realitätsnahe Herausforderungen meistern
Der Kurs ist so aufgebaut, dass du typische Probleme kennenlernst, wie sie in der Praxis auftreten. Ein fehlerhaft gedrucktes Bauteil, nicht erreichbare Zulieferer, Budgetüberschreitungen oder unerwartete Vibrationen beim Testlauf – all das ist Teil deiner Lernerfahrung.
Du arbeitest mit industriellen Tools wie dem Agile Engineering Design System (AEDS) und Advanced Rotating Machine Dynamics (ARMD). Die Bauteile, etwa die Impeller (rotierende Schaufelräder zur Fluidverpressung), werden unter anderem im MIT SHED Labor mit Metall-3D-Druck gefertigt – unterstützt von Partnern wie Desktop Metal.
Vom Konzept bis zum Prüfstand
Der Kurs ist in drei Laborphasen gegliedert:
- Entwicklung und Fertigung der Impeller.
- Gestaltung und Analyse des Rotorsystems, das den Impeller trägt.
- Integration der Komponenten in das Gehäuse und abschließende Tests.
Du führst nicht nur technische Berechnungen durch, sondern dokumentierst deine Ergebnisse kontinuierlich, erstellst Berichte und hältst Präsentationen. Dabei wirst du auch im Bereich der technischen Kommunikation geschult – ein oft unterschätzter Teil ingenieurwissenschaftlicher Arbeit.
Eigenverantwortung statt Lösungsvorgaben
Im Gegensatz zu klassischen Lehrveranstaltungen gibt es in Kurs 16.811 keine vorgegebene Lösung. Jede Gruppe entwickelt ihre eigene Herangehensweise. Projektmanagement, Zeitplanung, Zusammenarbeit mit Zulieferern – all das liegt in deiner Verantwortung. Die Dozenten und Assistenten stehen als Mentoren bereit, greifen aber nicht direkt in die Umsetzung ein.
Professor Zoltán Spakovszky betont: „Hier lernen die Studierenden nicht nur, Probleme zu lösen – sie lernen, wie man lernt.“
Praxisrelevante Kompetenzen für die Zukunft
Der Kurs entstand aus dem Bedarf der Industrie: Unternehmen wünschen sich Absolventen, die neben theoretischem Wissen auch praktische Fertigkeiten und Erfahrung im Umgang mit modernen Technologien wie additiver Fertigung (3D-Druck) mitbringen.
Durch das enge Zusammenspiel mit Industriepartnern und die realitätsnahe Umsetzung bereitet dich der Kurs optimal auf die Herausforderungen in der Luft- und Raumfahrtbranche vor – oder in verwandten Bereichen wie Maschinenbau, Energietechnik oder Systementwicklung.
Unsere Einschätzung
Der MIT-Kurs „Advanced Manufacturing for Aerospace Engineers“ zeigt eindrucksvoll, wie moderne Ingenieurausbildung aussehen kann: praxisnah, interdisziplinär und technologieorientiert. Du lernst nicht nur, wie man ein technisches System entwickelt, sondern auch, wie man mit Unsicherheiten und unerwarteten Problemen umgeht – eine Fähigkeit, die in jedem technischen Berufsfeld gefragt ist. Der Einsatz von 3D-Druck und fortschrittlicher Simulation macht den Kurs zudem besonders relevant für alle, die sich für die Zukunft der Fertigungstechnologien interessieren.
Quellen
- MIT News – Preparing for a career at the forefront of the aerospace industry: https://news.mit.edu/2024/preparing-career-aerospace-industry-0328