3D-Geigen fördern Musikbildung in Williamsburg
Das Wichtigste in Kürze
- In Williamsburg (USA) erhalten Schüler 3D-gedruckte Geigen durch ein Bildungsprojekt.
- Die Initiative ist eine Kooperation zwischen der Stadtbibliothek und dem Jugendorchester.
- Gedruckt wird ein modifiziertes Open-Source-Modell namens Hovalin.
- Die Geigen bestehen fast vollständig aus 3D-gedruckten Teilen.
- Das Ziel: Musikalische Bildung für Kinder ohne Zugang zu privaten Musikstunden.
3D-Druck macht Musik zugänglich
In Williamsburg im US-Bundesstaat Virginia zeigt ein innovatives Projekt, wie neue Technologien Bildung und Kultur verbinden können. Die sogenannte „M3loDy Makers Initiative“ stellt Schülerinnen und Schülern des Williamsburg Youth Orchestra (WYO) Geigen zur Verfügung – hergestellt mit 3D-Druckern. Zielgruppe sind Kinder, die bisher keinen Zugang zu privaten Musikstunden hatten.
Die Idee entstand aus einem früheren Projekt des Bibliotheksmitarbeiters Ben Strohm. Er hatte bereits in einer anderen Stadt eine Geige für eine Familie gedruckt, die sich nur ein Instrument leisten konnte. Diese Erfahrung und ein späterer Medienbericht über 3D-gedruckte Instrumente führten zur Zusammenarbeit mit dem Orchester in Williamsburg.
Vom digitalen Modell zur spielbaren Geige
Die Herstellung der Geigen erfolgt direkt in der Williamsburg Regional Library. Grundlage ist das Open-Source-Modell „Hovalin“, das für den Einsatz im Projekt leicht angepasst wurde. Der Hals und das Griffbrett werden in einem Stück gedruckt, ebenso der Geigenkorpus. Für zusätzliche Stabilität sorgt ein eingefügter Stab im Inneren des Instruments.
Nicht gedruckt werden nur die Saiten, Wirbel und der Bogen – alle anderen Bauteile entstehen im 3D-Druck. Die verwendeten Materialien mussten sorgfältig ausgewählt werden: Sie sollten stabil, aber auch steif genug sein, um eine brauchbare Klangqualität zu ermöglichen. Elastische Filamente erwiesen sich als ungeeignet, da sie die Resonanz negativ beeinflussen.
Praxisgerechte Lösungen für den Schulalltag
Die erste Testphase startete an der Waller Mill Elementary School. Maximal 25 Kinder konnten am Pilotprojekt teilnehmen – fast alle Plätze wurden belegt. Jedes Kind erhielt zwei Geigen: Eine für den Unterricht in der Schule, die andere für das Üben zu Hause. So entfällt das tägliche Transportproblem.
In enger Zusammenarbeit mit den Musiklehrkräften des Orchesters testete Strohm verschiedene Filamenttypen und Druckeinstellungen. Nach rund zehn Prototypen war eine Version gefunden, die sowohl klanglich als auch in der Handhabung überzeugte.
Ausblick: Weiterentwicklung geplant
Das Projekt ist nicht nur bei den Kindern gut angekommen. Auch die Eltern zeigen großes Interesse – im Mai findet ein erstes Konzert statt. Weitere Unterstützung durch Spenden ist bereits in Aussicht, sodass das Programm im kommenden Jahr ausgeweitet werden soll. Auch an Verbesserungen des Designs wird gearbeitet, um künftig noch bessere Instrumente herstellen zu können.
Für seinen innovativen Ansatz wurde das Projekt mit dem „Unique Outreach Award“ der Virginia Public Library Directors Association ausgezeichnet.
Unsere Einschätzung
Das Projekt in Williamsburg zeigt eindrucksvoll, wie 3D-Drucktechnologie gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann. Der Zugang zu Musikinstrumenten wird demokratisiert, und Kinder erhalten neue Bildungschancen – unabhängig vom finanziellen Hintergrund. Besonders bemerkenswert ist die praxisnahe Umsetzung: Ein modifiziertes Open-Source-Design, erprobt mit Unterstützung von Musikpädagogen, und eine durchdachte Organisation im Schulalltag.
Für dich als 3D-Druck-Enthusiast oder Pädagoge bietet dieses Beispiel spannende Anregungen. Es zeigt, dass additive Fertigung nicht nur Prototypen ermöglicht, sondern auch funktionale Alltagsgegenstände mit echtem Nutzen.
Quellen
- Williamsburg Yorktown Daily: https://wydaily.com