Humanoider Roboter G1 überzeugt – KI bleibt Hürde
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Humanoider Roboter G1 überzeugt – KI bleibt Hürde

Das Wichtigste in Kürze

  • Der humanoide Roboter G1 von Unitree sorgte auf der Hannover Messe für Aufsehen.
  • G1 ist kleiner, günstiger und beweglicher als viele Konkurrenten – richtet sich aktuell jedoch an Forschung und Entwicklung.
  • Humanoide Roboter gelten als potenzielle Arbeitskräfte für Industrie, Logistik und später auch Haushalte – aber die Technik ist noch nicht reif.
  • Der Markt ist hart umkämpft: Tesla, BMW, Hyundai und zahlreiche Startups entwickeln eigene Modelle.
  • China hat durch Infrastruktur, Produktion und staatliche Förderung einen Wettbewerbsvorteil.
  • Europäische Hersteller wie Kinisi setzen auf einfache, kostengünstige Designs und benutzerfreundliche Software.

G1 von Unitree: Beweglich, günstig und auffällig

Auf der Hannover Messe, einer der größten Industriemessen der Welt, stellte das chinesische Unternehmen Unitree seinen humanoiden Roboter G1 vor. Mit einer Größe von 130 cm ist der G1 kleiner als viele seiner Konkurrenten. Seine Bewegungen – darunter Tänze und Kampfsporteinlagen – sorgten in sozialen Netzwerken für Aufmerksamkeit.

Der G1 wird aktuell ferngesteuert, kann aber mit Open-Source-Software für autonome Aufgaben programmiert werden. Zielgruppe sind derzeit Forschungseinrichtungen sowie Technologieunternehmen. Der Preis liegt bei etwa 16.000 US-Dollar (rund 15.000 Euro), was ihn im Vergleich zu anderen humanoiden Robotern erschwinglich macht.

Großes Interesse, aber noch viele Hürden

Menschen reagieren positiv auf G1 – sie versuchen, mit ihm zu interagieren, lachen, wenn er winkt, und entschuldigen sich, wenn sie ihn anstoßen. Die menschenähnliche Form scheint Vertrauen zu schaffen. Doch genau diese Form bringt auch Herausforderungen mit sich: Ein humanoider Roboter muss stark genug für Aufgaben sein, darf aber keine Gefahr darstellen – etwa durch einen Sturz in belebter Umgebung.

Die größte Hürde bleibt jedoch die künstliche Intelligenz (KI). Laut Unitree fehlt es derzeit an der Fähigkeit zur logischen Aufgabenlösung. Die heutigen Systeme sind nicht in der Lage, komplexe Handlungsabfolgen sicher und zuverlässig autonom auszuführen.

Industrielle Anwendungen im Fokus

Während Haushaltsroboter noch Zukunftsmusik sind, konzentrieren sich Unternehmen auf den Einsatz in Fabriken und Lagern. Dort sind die Umgebungen kontrollierter und vorhersehbarer. Tesla kündigte an, in diesem Jahr mehrere Tausend Exemplare seines humanoiden Roboters „Optimus“ zu produzieren – zunächst für den Einsatz in eigenen Werken.

Auch BMW und Hyundai investieren stark. Hyundai hat bereits zehntausende Roboter beim Tochterunternehmen Boston Dynamics bestellt. Der globale Wettbewerb ist in vollem Gange.

China dominiert durch Infrastruktur und Förderung

Laut dem Forschungsunternehmen STIQ gibt es weltweit rund 49 Unternehmen, die humanoide Roboter mit zwei Armen und Beinen entwickeln. Wenn man auch roboterartige Systeme mit Rädern zählt, steigt die Zahl auf über 100.

China hat dabei einen klaren Vorteil: eine komplette Lieferkette, schnelle Entwicklungszyklen und staatliche Unterstützung. In Shanghai betreibt die Regierung etwa ein Trainingszentrum für humanoide Roboter. Zudem stammt fast 60 % des globalen Investitionskapitals für humanoide Robotik aus Asien.

Europäische Strategien: Einfachheit statt Komplexität

In Europa verfolgt man andere Ansätze. Das britische Unternehmen Kinisi, gegründet von Bren Pierce, entwickelte den KR1 – ein roboterähnliches System ohne Beine, speziell für Lager und Fabriken. Dort sind die Böden eben, sodass Räder ausreichen.

Der KR1 nutzt überwiegend handelsübliche Komponenten – etwa Scooter-Räder oder Standardbatterien. Das Ziel: geringe Kosten und einfache Bedienbarkeit. Laut Pierce kann ein Arbeiter den Roboter nach 20 bis 30 Demonstrationen selbstständig einsetzen. Die ersten Pilotkunden sollen den KR1 noch in diesem Jahr testen.

Roboter für den Haushalt: Noch weit entfernt

Trotz aller Fortschritte bleibt der humanoide Haushaltsroboter ein langfristiges Ziel. Bren Pierce, der seit 20 Jahren an diesem Traum arbeitet, rechnet mit einer Marktreife frühestens in 10 bis 15 Jahren. Die Komplexität der häuslichen Umgebung stellt hohe Anforderungen an Mechanik und Software.

Unsere Einschätzung

Humanoide Roboter sind keine ferne Utopie mehr – sie existieren, bewegen sich beeindruckend und lösen erste Aufgaben. Doch bis sie im Alltag angekommen sind, bleibt noch viel zu tun. Aktuell liegt der Fokus auf industriellen Anwendungen, wo sich humanoide oder teil-humanoide Systeme besser integrieren lassen.

China hat durch seine Infrastruktur, staatliche Förderung und günstige Produktionsbedingungen einen klaren Vorsprung. Europäische und US-amerikanische Unternehmen setzen dagegen auf Nischenstrategien und einfache, flexible Systeme. Die Entwicklung wird in den kommenden Jahren stark von Investitionen in Software und KI abhängen.

Quellen

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