Revolution im 3D-Druck: Neuer Standard für Filamentrollen
Das Wichtigste in Kürze
- Prusa Research führt mit dem OpenPrintTag einen neuen, offenen Standard für intelligente Filamentrollen ein.
- Der Standard basiert auf NFC-Technologie, funktioniert offline und ist wiederverwendbar.
- Alle neuen Prusament-Filamentrollen werden ab sofort mit diesem Tag ausgestattet.
- Gleichzeitig wird eine neu gestaltete Spule eingeführt, die hitzebeständiger, schmaler und einfacher nachfüllbar ist.
- Das Ziel ist es, einen universellen Standard zu schaffen, den auch andere Hersteller kostenfrei nutzen können, um Insellösungen zu vermeiden.
Ein neuer Standard für intelligente Filamentrollen
Prusa Research hat den OpenPrintTag vorgestellt, einen offenen Standard für intelligente Filamentrollen. Dieser soll die Interaktion zwischen 3D-Drucker und Filament vereinfachen und automatisieren. Die Technologie basiert auf NFC (Nahfeldkommunikation), einer drahtlosen Übertragungsmethode über kurze Distanzen, die bereits von kontaktlosen Zahlungssystemen bekannt ist.
Der Einsatz von intelligenten Spulen bietet klare Vorteile. So erkennt der Drucker Material und Farbe automatisch, wodurch Fehleingaben durch den Nutzer vermieden werden. Ein häufiges Problem, wie das Verwechseln von PETG mit PLA, gehört damit der Vergangenheit an, da der Drucker das falsche Profil gar nicht erst zur Auswahl stellt. Zudem ermöglichen die Spulen eine genaue Verfolgung des verbleibenden Filaments, sodass Druckaufträge nicht mehr unerwartet wegen Materialmangels abbrechen.
Die Herausforderung bestehender Systeme
Bisherige Lösungen für intelligente Spulen sind oft problematisch. Viele Systeme sind proprietär, das heißt, sie sind an eine bestimmte Marke gebunden und nicht mit anderen kompatibel. Dies führt zu einer Fragmentierung des Marktes, ähnlich wie bei Druckerpatronen für 2D-Drucker, wo jeder Hersteller eigene, inkompatible Produkte anbietet.
Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von einer Internetverbindung. Manche Tags speichern nur eine Identifikationsnummer und benötigen eine Verbindung zur Datenbank des Herstellers, um die Filamentdaten abzurufen. Ohne Internet sind diese Tags nutzlos. Einige Hersteller verwenden sogar verschlüsselte RFID-Tags, die nur sie selbst erstellen können, um Nutzer an ihre eigenen Produkte zu binden. Ein solcher Ansatz widerspricht dem offenen Geist der 3D-Druck-Community.
Die Merkmale des OpenPrintTag
Der OpenPrintTag wurde entwickelt, um diese Probleme zu lösen. Er basiert auf den Prinzipien der Offenheit, Offline-Funktionalität und Wiederverwendbarkeit.
Offline-Funktionalität und offener Standard
Alle wichtigen Daten wie Materialtyp, Farbe, Druckeinstellungen und die verbleibende Filamentlänge werden direkt auf dem Tag gespeichert. Der Drucker benötigt also keine Internetverbindung, um die Spule zu identifizieren. Da der OpenPrintTag ein veröffentlichter und lizenzfreier Standard ist, kann jeder Hersteller ihn ohne Kosten nutzen und weiterentwickeln. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine breite Akzeptanz in der Branche.
Wiederverwendbarkeit und einfache Handhabung
Der Tag ist wiederbeschreibbar. Nach jedem Druck kann der Drucker die exakte Restmenge an Filament auf den Tag zurückschreiben. Ist eine Spule leer, kann der NFC-Tag einfach abgezogen und auf einer neuen Spule angebracht werden. Mit einer Smartphone-App lassen sich die Daten für das neue Filament auf den Tag schreiben. Der Tag selbst ist als großer Kreis gestaltet, sodass er in jeder Ausrichtung gelesen werden kann. Seine Sendeleistung ist stark genug, um durch eine volle 2-kg-Spule hindurch gelesen zu werden.
Die überarbeitete Prusament-Spule
Mit der Einführung des OpenPrintTag wurde auch die Prusament-Spule selbst überarbeitet. Das neue Design ist 3 mm schmaler, um die Kompatibilität mit Multi-Material-Systemen zu verbessern.
Der bisherige Pappkern wurde durch einen Kunststoffkern mit einem Verriegelungsmechanismus ersetzt. Dieser besteht aus recyceltem Polycarbonat und sorgt für eine hohe Hitzebeständigkeit von bis zu 100 °C. Dadurch wird verhindert, dass sich die Spule beim Trocknen des Filaments bei hohen Temperaturen verformt oder auseinanderfällt. Der neue Mechanismus erleichtert zudem das Nachfüllen der Spule erheblich. Die Nachfüllpackungen wurden im Zuge dessen von 1000 g auf 900 g angepasst, um eine bessere Passform auf der Spule zu gewährleisten.
Strategie und Ausblick
Prusa Research geht den ersten Schritt, um das Henne-Ei-Problem bei der Einführung eines neuen Standards zu lösen. Indem ab sofort jede neue Prusament-Spule mit einem OpenPrintTag ausgestattet wird, soll eine große Anzahl an kompatiblen Spulen in Umlauf gebracht werden. Zusätzlich werden Pakete mit leeren Tags zum Verkauf angeboten, damit Nutzer auch ihre vorhandenen Filamentrollen nachrüsten können.
Ein passendes Lesegerät für die meisten Prusa 3D-Drucker ist für das erste Quartal 2026 geplant. Die PRUSA.app wird bereits in Kürze um Lese- und Schreibfunktionen für die Tags erweitert. Prusa ist bereits im Gespräch mit anderen Herstellern, um eine breite Unterstützung für den Standard zu erreichen.
Unsere Einschätzung
Die Einführung des OpenPrintTag durch Prusa Research ist ein konsequenter und wichtiger Schritt für die 3D-Druck-Branche. Proprietäre Systeme und Herstellerbindung sind seit langem ein Ärgernis für Nutzer. Ein offener, lizenzfreier und offline-fähiger Standard hat das Potenzial, diese Hürden zu überwinden und die Benutzerfreundlichkeit deutlich zu erhöhen.
Die Kombination aus einem durchdachten technischen Konzept und einer überarbeiteten, funktionaleren Spule ist überzeugend. Besonders die Wiederverwendbarkeit der Tags ist ein Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit und Kosten. Der Erfolg des Standards wird letztlich davon abhängen, wie viele andere Hersteller ihn übernehmen. Indem Prusa als einer der Marktführer vorangeht und eine große Basis an kompatiblen Spulen schafft, sind die Weichen für eine breite Akzeptanz jedoch gut gestellt.
Quellen
- Prusa Research Blog: Informationen zur Einführung des OpenPrintTag findest du hier.




