Prusa CORE One L: Revolution im Großformatdruck
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Prusa CORE One L: Revolution im Großformatdruck

Das Wichtigste in Kürze

  • Prusa stellt den CORE One L vor, einen großformatigen CoreXY-3D-Drucker mit einem Bauraum von 300 x 300 x 330 mm.
  • Das Gerät bietet 200 % mehr Druckvolumen als der kleinere Prusa CORE One, obwohl sein äußerer Platzbedarf nur um 10 % wächst.
  • Ein neu entwickeltes AC-Konvektionsheizbett sorgt für eine sehr gleichmäßige Wärmeverteilung und heizt die geschlossene Baukammer aktiv auf bis zu 60 °C.
  • Der Drucker wird vollständig montiert und ab Werk kalibriert geliefert, sodass ein schneller Start ohne aufwendige Einrichtung möglich ist.
  • Für Anwender mit hohen Sicherheitsanforderungen ist eine spezielle Version ohne WLAN-Funktionen für den Einsatz in kritischen Infrastrukturen erhältlich.

Großes Volumen, kompakte Bauweise

Der Prusa CORE One L wurde entwickelt, um große Bauteile in einem Stück zu drucken, ohne dafür übermäßig viel Platz zu beanspruchen. Mit einem Druckvolumen von 300 x 300 x 330 mm bietet er ausreichend Raum für umfangreiche Projekte, wie zum Beispiel Prototypen oder Cosplay-Helme. Das Zerteilen von Modellen in der Slicer-Software und das anschließende Zusammenkleben entfallen somit häufig. Um die äußeren Abmessungen gering zu halten, wurde die Konstruktion optimiert. Beispielsweise bestehen die Seitenwände aus leichtem Aluminium, was gleichzeitig das Gesamtgewicht reduziert.

Technologie des Heizbetts und der Baukammer

Eine zentrale Neuerung des Prusa CORE One L ist das AC-Konvektionsheizbett. Es besteht aus einem präzise gefrästen Aluminiumblock mit einem integrierten, zweikreisigen Heizelement. Diese Bauweise gewährleistet eine sehr gleichmäßige Hitzeverteilung über fast die gesamte Fläche, denn die Temperaturabweichung liegt bei unter 2 °C. Dadurch wird das Verziehen von Bauteilen, auch Warping genannt, effektiv minimiert. Zusätzlich wird die Unterseite des Heizbetts genutzt, um die Baukammer aktiv zu beheizen. Zwei Lüfter verteilen die warme Luft im gesamten Raum, sodass eine stabile Umgebungstemperatur von bis zu 60 °C erreicht wird. Die Steuerung der Kammertemperatur erfolgt intelligent, denn eine obere Lüftungsklappe öffnet und schließt sich automatisch, je nachdem welches Material gedruckt wird.

Druckqualität und Materialvielfalt

Der Drucker ist auf eine hohe Druckqualität auch bei höheren Geschwindigkeiten ausgelegt. Standardmäßig ist eine Bondtech CHT-Düse verbaut, die durch ihre spezielle Innengeometrie das Filament schneller aufschmilzt und somit einen höheren Materialdurchfluss ermöglicht. In der Software PrusaSlicer sorgt die Funktion „Consistent Surfaces“ für eine verbesserte Oberflächenqualität, indem sie sogenannte VFAs (Vertical Fine Artifacts), also feine vertikale Linienmuster, reduziert. Die beheizte Baukammer schafft ideale Bedingungen für den Druck mit anspruchsvollen Materialien wie ABS, ASA, Nylon oder Polycarbonat, da sie eine gute Schichthaftung fördert und Rissbildung verhindert. Auch die Zufuhr von flexiblen Filamenten wurde durch einen physischen Schalter vereinfacht, der den Reibungswiderstand im Extruder verringert.

Benutzerfreundlichkeit und professioneller Einsatz

Der Prusa CORE One L wird vollständig montiert und vorkalibriert ausgeliefert. Nach dem Auspacken ist das Gerät schnell einsatzbereit, was besonders in professionellen Umgebungen oder Druckfarmen Zeit spart. Die Wartung ist ebenfalls unkompliziert gestaltet. Ein Düsenwechsel dauert nur etwa eine Minute und erfordert dank der Load-Cell-Technologie keine anschließende Neukalibrierung. Das große Bauvolumen reduziert zudem die Anzahl der notwendigen Bedienereingriffe in einer Druckfarm, weil mehr Teile in einem einzigen Druckvorgang gefertigt werden können. Eine im Lieferumfang enthaltene 1080p-Kamera erlaubt die Fernüberwachung der Drucke über die Prusa Connect Plattform.

Sicherheit und das offene Ökosystem

Prusa legt Wert auf ein offenes und sicheres System. Die Konnektivität des Druckers ist optional, sodass er auch vollständig offline betrieben werden kann. Für Umgebungen mit höchsten Sicherheitsanforderungen, etwa in Unternehmen oder Behörden, gibt es die „Critical Infrastructure Edition“. Bei dieser Variante ist auf der Hauptplatine kein WLAN-Modul verbaut. Gleichzeitig führt Prusa den „OpenPrintTag“-Standard ein. Dabei handelt es sich um wiederbeschreibbare NFC-Tags auf den Filament-Spulen, die dem Drucker automatisch den Materialtyp mitteilen. Dieser Standard ist quelloffen und soll markenübergreifend funktionieren, um eine Herstellerbindung zu vermeiden.

Zukünftige Erweiterungen

Der Prusa CORE One L ist bereits für zukünftige Upgrades vorbereitet. Er ist vollständig kompatibel mit der kommenden MMU3, einer Erweiterung für den Druck mit bis zu fünf verschiedenen Materialien gleichzeitig. Des Weiteren ist ein Firmware-Update geplant, das die automatische Erkennung von Druckblechen über einen QR-Code und die eingebaute Kamera ermöglichen wird. Dies soll die Auswahl des korrekten Druckprofils weiter vereinfachen.

Unsere Einschätzung

Der Prusa CORE One L stellt eine durchdachte Weiterentwicklung im Bereich der großformatigen 3D-Drucker dar. Anstatt ein bestehendes Modell nur zu vergrößern, wurden gezielt technologische Verbesserungen vorgenommen, die typische Probleme des Großformatdrucks adressieren. Besonders das neue Heizbett- und Kammerheizsystem verspricht eine hohe Zuverlässigkeit bei anspruchsvollen Materialien, indem es Warping und Rissbildung entgegenwirkt. Die Kombination aus großem Bauraum, kompakter Stellfläche und einfacher Inbetriebnahme macht das Gerät für eine breite Zielgruppe interessant. Es eignet sich sowohl für professionelle Anwender und kleine Unternehmen als auch für ambitionierte Privatnutzer, die große und widerstandsfähige Objekte in hoher Qualität fertigen möchten. Der Fokus auf Sicherheit und offene Standards rundet das positive Gesamtbild ab.

Quellen

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