Revolution im 3D-Druck: INDX-System startet bald
Das Wichtigste in Kürze
- Das Bondtech INDX-System ermöglicht den 3D-Druck mit bis zu acht verschiedenen Materialien.
- Es nutzt eine neue Architektur, die einen zentralen „Smart Head“ mit kostengünstigen, passiven Werkzeugen kombiniert.
- Eine Induktionsheizung erhitzt die Düse in wenigen Sekunden, wodurch der Materialabfall stark reduziert wird.
- Der dynamische Extruder passt den Anpressdruck des Filaments automatisch an das jeweilige Material an.
- Zunächst wird das System als exklusives Upgrade für den CORE One 3D-Drucker verfügbar sein.
Eine neue Architektur für den Mehrfarbdruck
Prusa Research und der schwedische Extrusion-Spezialist Bondtech haben gemeinsam das INDX-System entwickelt. Dieses System stellt einen neuen Ansatz für den Multi-Material-3D-Druck dar, denn es schließt die Lücke zwischen bestehenden Technologien. Bisherige Systeme zum Filamentwechsel, wie das MMU (Multi-Material Upgrade) oder AMS (Automatic Material System), sind zwar kostengünstig, aber oft langsam und erzeugen viel Abfall durch das Spülen der Düse.
Auf der anderen Seite stehen Drucker mit echten Werkzeugwechslern, wie der Original Prusa XL. Diese sind sehr zuverlässig und abfallarm, weil sie den gesamten Druckkopf tauschen. Jedoch sind die einzelnen Werkzeugköpfe teuer, was die Aufrüstung für viele Materialien kostspielig macht. Das INDX-System kombiniert die Vorteile beider Welten, indem es eine zentrale, intelligente Einheit mit mehreren einfachen und preiswerten Werkzeugen verbindet.
Die Technologie hinter dem INDX-System
Das Herzstück des Systems ist die Aufteilung in einen aktiven „Smart Head“ und mehrere „Passive Tools“. Der Smart Head bewegt sich auf der X-Y-Achse des Druckers und enthält die gesamte komplexe und teure Technik. Die passiven Werkzeuge hingegen sind mechanisch einfach aufgebaut und enthalten keine Elektronik, was sie sehr erschwinglich macht.
Revolutionäre Induktionsheizung (IN)
Das „IN“ in INDX steht für Induktionsheizung. Der Smart Head besitzt eine Induktionsspule. Wenn er ein passives Werkzeug aufnimmt, erzeugt die Spule ein hochfrequentes Magnetfeld, das direkt die spezielle Düse im Werkzeug erhitzt. Da die Düse kaum Masse besitzt, wird die Energie fast vollständig zum Schmelzen des Kunststoffs genutzt und nicht zum Aufheizen eines großen Metallblocks. Dieser Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Genauso schnell kühlt die Düse auch wieder ab, was das Nachtropfen (Oozing) von geparkten Werkzeugen verhindert, ohne lange Wartezeiten beim erneuten Aufheizen zu verursachen. Die Temperatur wird dabei kontaktlos vom Smart Head gemessen.
Dynamischer Extruder (DX) mit Selbstanpassung
Die Abkürzung „DX“ steht für „Dynamic eXtruder“. Wer schon einmal mit starren und flexiblen Materialien wie PLA und TPU gedruckt hat, weiß, dass diese unterschiedliche Anpressdrücke am Förderrad benötigen. Der DX-Extruder löst dieses Problem, denn er passt den Druck automatisch an. Ein reaktiver Nockenmechanismus sorgt dafür, dass bei hohem Gegendruck, zum Beispiel beim Drucken mit hoher Geschwindigkeit, der Griff auf das Filament verstärkt wird. Bei weichen Materialien mit geringem Fluss wird der Druck hingegen reduziert. So ist ohne manuellen Eingriff immer der optimale Anpressdruck gewährleistet. Derselbe Motor, der das Filament fördert, öffnet auch den Mechanismus, um das Werkzeug für einen Wechsel freizugeben.
Der Druckprozess in der Praxis
Die Handhabung des Systems ist auf einen einfachen Ablauf ausgelegt. Bis zu acht Filamentspulen werden in den Drucker geladen und jeweils einem passiven Werkzeug zugeführt. Es sind keine Puffer oder komplexe Rückspulmechanismen notwendig. Der gesamte Werkzeugwechselprozess ist schnell und effizient. Das Ablegen des aktuellen Werkzeugs, die Bewegung zum nächsten, das Aufnehmen und Aufheizen dauert je nach Material nur etwa 12 Sekunden. Da die Düse schnell abkühlt, wird der Materialabfall auf ein Minimum reduziert.
Verfügbarkeit und Ausblick
Die Einführung des INDX-Systems erfolgt in zwei Phasen. In der ersten Phase wird ab dem ersten Quartal 2026 eine „Founders Edition“ als Upgrade-Kit für den CORE One Drucker über die Website von Bondtech erhältlich sein. In einer zweiten Phase wird das Kit dann auch im E-Shop von Prusa angeboten. Bondtech plant zudem, das System für Voron 3D-Drucker und die Modding-Community zugänglich zu machen, was eine breitere Verfügbarkeit in der Zukunft verspricht.
Unsere Einschätzung
Das Bondtech INDX-System stellt eine durchdachte Weiterentwicklung im Bereich des Multi-Material-3D-Drucks dar. Es adressiert gezielt die Schwächen bestehender Lösungen, indem es die Geschwindigkeit und den geringen Abfall eines Werkzeugwechslers mit der kostengünstigen Skalierbarkeit von Filamentwechselsystemen vereint. Die technologischen Ansätze, insbesondere die Induktionsheizung und der selbstanpassende Extruder, wirken innovativ und praxisorientiert. Sie lösen Kernprobleme wie lange Wartezeiten und das Nachtropfen von Material. Die anfängliche Beschränkung auf den CORE One Drucker ist zwar ein kleiner Wermutstropfen, aber die Ankündigung, das System auch für die DIY-Community zu öffnen, ist ein positives Signal. Insgesamt hat das INDX-System das Potenzial, den Druck mit mehreren Materialien zugänglicher und effizienter zu gestalten.
Quellen
- Quelle: hier




